Kontext: Familienbildung in Bayern
Der
Familienbildung kommt in Bayern eine große Bedeutung zu. Damit stellt sich für die Familienbildung die Frage, wie dieser Ansatz innerhalb der bereits bestehenden niedrigschwelligen Angebote der Familienbildung einzuordnen ist. Zur Beantwortung dieser Frage werden die Familienstützpunkte und die Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi) als besonders bedeutsame niedrigschwellige Ansätze der Familienbildung in Bayern betrachtet und dem Konzept der Familientafel gegenübergestellt.
In Bayern bestehen u. a. mit den Familienstützpunkten und den Koordinierenden Kinderschutzstellen Angebote zur niedrigschwelligen Unterstützung von Familien: Welchen zusätzlichen Nutzen hat die Familientafel?
Um die Eltern- und
Familienbildung in Bayern systematisch weiter zu entwickeln, wurde im Freistaat Bayern ein Gesamtkonzept der Eltern- und Familienbildung entwickelt (Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg, 2009; Rupp/Mengel/Smolka, 2010). Nach der Erprobung in der Praxis durch das Modellprojekt „Familienstützpunkte“ (Smolka/Friedrich/Wünn/Engelhardt, 2013), wurde von der Bayerischen Staatsregierung 2013 ein entsprechendes Förderprogramm zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und von Familienstützpunkten auf den Weg gebracht, um die Landkreise und kreisfreien Städte bei der Schaffung bedarfsgerechter Familienbildungsstrukturen und der Einrichtung von Familienstützpunkten als Anlaufstellen für Eltern zu unterstützen (
www.familienstuetzpunkte.bayern.de). Speziell den bayerischen Trägern stellt sich daher die Frage, wie die Familientafel als ein weiterer Ansatz der Familienbildung konzeptionell einzuordnen ist. Zudem ist eine Abgrenzung zu dem bereits 2009 implementierten Konzept der Koordinierenden Kinderschutzstellen (
KoKi - Netzwerk frühe Kindheit) wichtig. Die flächendeckend eingerichteten Koordinierenden Kinderschutzstellen sind am örtlichen Jugendamt angesiedelt und unterstützen potentiell oder akut belastete Familien durch den Aufbau, die Pflege und Weiterentwicklung eines interdisziplinären Netzwerks aller am Kinderschutz beteiligten Akteure (insbesondere Einrichtungen und Dienste der Jugendhilfe, des Gesundheitswesens, Schulen, Polizei und Justiz, Schuldnerberatungsstellen).
Zunächst zu den Gemeinsamkeiten: Die drei Konzepte haben den Anspruch, Familien niedrigschwellig zu stärken. Inhaltlich geht es darum, Eltern passgenau über entlastende und unterstützende Soziale Dienste der Kommune zu informieren und, soweit gewünscht, in die entsprechenden Angebote zu vermitteln.
Nun zu den Unterschieden: Die Familienstützpunkte sind das übergeordnete und breiter angelegte Konzept. Das Förderprogramm setzt zunächst auf kommunaler Ebene unter der Federführung des örtlichen Jugendamtes mit der Zielsetzung an, die Angebote der Eltern- und
Familienbildung bedarfsgerecht zu planen, zu organisieren und zu vernetzen und darauf aufbauend Familienstützpunkte als wohnortnahe Kontaktstellen für Eltern einzurichten. Familienstützpunkte sind ein Angebot universeller Prävention, d. h. es sollen möglichst alle Eltern erreicht werden. Dagegen sind Familientafeln speziell darauf ausgelegt, Eltern in prekären Lebenslagen anzusprechen, die für die Familienbildung besonders schwer erreichbar sind. Dieser Ansatz ist der selektiven Prävention zuzuordnen. Auf der Ebene der inhaltlichen Arbeit verfolgen Familienstützpunkte und Familientafeln grundsätzlich ähnliche Ziele. Doch zeichnet sich die Familientafel in der konkreten Arbeit mit den Familien durch ein verbindlich vorgegebenes methodisches Vorgehen aus: Neben der Ausrichtung auf die spezifische Zielgruppe muss das Markenzeichen der aufsuchenden Arbeit an einem Ort in der Kommune, an dem speziell Eltern in prekären Lebenslagen anzutreffen sind, realisiert werden. Das Konzept der Familienstützpunkte hält dagegen bewusst offen, wie genau die niedrigschwellige Arbeit mit den Eltern umgesetzt werden soll.
Zielgruppe der KoKi sind insbesondere Familien mit Säuglingen und Kleinkindern, deren soziale und ökonomische Lebensverhältnisse auf hohe Benachteiligung und Belastung hinweisen und die deshalb erhöhter Unterstützung bedürfen.
Armut ist als entsprechender Risikofaktor zu berücksichtigen. Wesentliche Aufgaben der KoKi-Fachkräfte sind die systematische Vernetzung der regionalen Angebote Früher Hilfen zur Stärkung elterlicher Erziehungskompetenzen, gerade in Belastungssituationen, sowie die strukturelle Verankerung interdisziplinärer Zusammenarbeit. Die KoKi-Fachkräfte sind im Kontext der Frühen Hilfen vorrangige Ansprechpartner(innen) für das Gesundheitswesen, insbesondere für Kliniken und Hebammen sowie für Ärztinnen und Ärzte.
Es empfiehlt sich eine enge Kooperation zwischen den Familienstützpunkten, den Koordinierenden Kinderschutzstellen und den Familientafeln. Durch eine intensive Abstimmung und Nutzung bereits bestehender belastbarer Strukturen sollen Synergieeffekte erzielt und Doppelstrukturen vermieden werden. Grundsätzlich ist es auch denkbar, dass ein Träger sowohl eine Familientafel als auch einen Familienstützpunkt unterhält.
Die Familientafel ist
ein Ansatz unter den vielfältigen Angeboten der
Familienbildung. Sie wendet sich mit ihrem Konzept an Familien, die sich in einer prekären Lebenslage befinden. Wie die Idee der Familientafel entstanden ist, lesen Sie
hier.
Weitere Informationen zur Familienbildung in Bayern:
Gesetzestexte und Verordnungen u. a. zum § 16 SGB VIII auf der Homepage des Zentrum Bayern Familie und Soziales – Bayerisches Landesjugendamt:
www.blja.bayern.de
Informationen zur Eltern- und Familienbildung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration:
www.familienbildung.bayern.de
Informationen zum staatlichen Förderprogramm zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und von Familienstützpunkten:
www.familienstuetzpunkte.bayern.de
Informationen zum staatlichen Förderprogramm KoKi – Netzwerk frühe Kindheit:
www.stmas.bayern.de/jugend/kinderschutz/koki/
Die Familientafel stellt ein Angebot der Familienbildung dar. Wenn Ihnen die Idee der Familientafel gefällt, dann lesen Sie
hier weiter.