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Empirische Befunde zum Konzept - Auszug Kunden-Interview
Erfahrungen der Eltern mit der Familientafel aus den leitfadengeführten Tiefeninterviews (Limmer/Rülling/Vogel 2013):
Die folgenden Ausschnitte sind aus dem Tiefeninterview mit Herrn und Frau Tulpe. Frau Tulpe ist 39 und ihr Ehemann 45 Jahre alt. Sie haben einen gemeinsamen 13-jährigen Sohn. Herr Tulpe ist gelernter Maler, aber seit längerer Zeit arbeitslos. Auch Frau Tulpe ist derzeit arbeitslos und hat Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, die sie vor allem darauf zurückführt, dass sie als Mutter bisher nicht so flexibel einsetzbar war. Auf die Frage, ob sie es passend finden, wenn an der Tafel über das Angebot der Familientafel informiert wird, antwortet Frau Tulpe:
"Ich finde für Leute, die das jetzt nicht wissen oder Hilfe brauchen, finde ich das eigentlich schon ganz gut, dass ab und zu mal drauf hingewiesen wird."
Und Herr Tulpe ergänzt: "Sonst erreicht man die Leute ja auch relativ schlecht, muss man sagen. Wenn ich überlege, wo ich ansonsten bin: Eigentlich eher mal daheim oder mal beim Einkaufen. Und da ist die Information hier an der Tafel ganz sinnvoll."
Im weiteren Gesprächsverlauf stellt das Ehepaar fest, dass der Ansatz der aufsuchenden Arbeit der Familientafel wirkungsvoll ist.
Frau Tulpe: "Nur mit Flyer oder irgendwie, so erreicht man die Leute auch nicht."
Herr Tulpe: "Ja und hier an der Tafel ist halt der Kundenkreis sozusagen. Ja, wenn man bloß so einen Ständer da rein stellt, da gehen die Leute vorbei, schauen vielleicht mal und dann ist es halt so: ‚Kenn ich nicht, dann interessiert‘s mich auch nicht‘. Aber wenn dann jemand persönlich da ist und sagt: ‚Da gibt’s was‘, dann ist das schon nicht schlecht, also ich sag mal, da erreicht man die Leute eher, als wenn man halt nur sowas zum Lesen bekommt."
(Alle personenbezogenen Angaben wurden verfremdet.)
Frau Baum, eine 32-jährige Mutter mit zwei Kindern, die gemeinsam mit ihrem Ehemann vor neun Jahren aus Russland ausgewandert ist, schätzt die Unterstützung durch die Fachkraft der Familientafel. In Russland hat sie als Grundschullehrerin gearbeitet. Seit die Familie in Bayreuth lebt, arbeitet sie als Putzfrau. Ihr Ehemann ist seit Kurzem arbeitslos. Auf die Frage, was ihr besonders wichtig an dem Angebot der Familientafel ist, antwortet Frau Baum:
"Na ja. Ich finde das ist sehr, sehr gut, dass die Mitarbeiterin uns geholfen hat. Die Formulare zum Beispiel auf Hartz IV, die Anträge - die musst du jedes halbe Jahr wieder ausfüllen. Und da kann ich herkommen und mir helfen lassen. Mittlerweile mache ich mir eine Kopie und schau dann genau hin, was man wo einsetzen muss. Also jetzt kann ich es selbst machen. Wir haben schon ein bisschen gelernt, welche Formulare wir ausfüllen müssen (lacht)."
Sehr zufrieden ist Frau Baum auch mit der Hausaufgabenhilfe, die von ihrer Tochter genutzt wird:
"Mein Mädchen geht da gerne hin und es hat geholfen. Jetzt hat sie Interesse an Mathe und macht das gerne. Das war vorher anders."
(Alle personengebundenen Angaben der befragten Eltern wurden verfremdet)
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